Existenzschutzversicherung – mehr als der kleine Bruder der BU

  • Existenzschutzversicherung = Keine Verknüpfung mit konkretem Beruf

  • Alternative, wenn BU nicht oder nur mit Risikoaufschlägen möglich ist

  • Versicherungsvergleich schützt vor zu hohen Beitragskosten

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Das Wichtigste in Kürze

  • Anders als eine Berufsunfähigkeitsversicherung knüpft die Existenzschutzversicherung nicht an einen konkreten Beruf an.
  • Versichert wird stattdessen eine Rente für den Fall, dass wegen Verlust (meist motorischer) Grundfähigkeiten, einer schweren Krankheit oder eines Unfalls kein Arbeitseinkommen mehr erzielt werden kann. Optional ist die Versicherung einer Pflegerente möglich.
  • In der Regel sind in der Existenzschutzversicherung weniger Risiken abgedeckt als in einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
  • Das Produkt ist dennoch empfehlenswert, wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund von Vorerkrankungen oder eines risikoreichen Berufs nicht oder nur mit Einschränkungen bzw. Beitragszuschlägen abgeschlossen werden kann.
  • Eine weitere Zielgruppe sind Menschen ohne festen Beruf oder mit sehr vielseitigem Tätigkeitsgebiet.

Die eigene Arbeitskraft ist wertvoller, als viele Menschen denken. Im Laufe eines Berufslebens kommt selbst bei durchschnittlichem Einkommen ein Millionenbetrag zusammen. Ohne Arbeitseinkommen ist der aktuelle Lebensstandard nicht zu halten. Und dennoch wird der Absicherung der Risiken rund um das Berufsleben oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei gibt es neben dem Klassiker Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) mittlerweile clevere Alternativen. Die Existenzschutzversicherung ist eine davon.

Existenzschutzversicherung kann eine gute Alternative zur BU sein

Erwerbsminderungsrente ist oft unzureichend

Wie der Name schon andeutet, dient die Existenzschutzversicherung der Absicherung der wirtschaftlichen Existenz bei einem dauerhaften Verlust der Arbeitskraft. Sie wird deshalb auch kurz als Existenzversicherung bezeichnet. Zwar gibt es für diesen Fall unter bestimmten Voraussetzungen auch einen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Aber sie greift erst, wenn der Versicherte in einem beliebigen Beruf weniger als sechs Stunden (halbe Rente) bzw. weniger als drei Stunden (volle Rente) arbeiten kann. Welches Einkommen in einem zumutbaren Beruf erzielt werden kann, ist ebenso ohne Bedeutung wie die soziale Stellung. Wenn es überhaupt eine Rente gibt, ist ihre Höhe mit durchschnittlich etwa 700 Euro unzureichend.

Existenzversicherung mit vielen Bausteinen

Die Existenzschutzversicherung geht den Ausgleich von Erwerbseinkommen bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit von verschiedenen Seiten an. Versichert ist jeweils eine im Vertrag festgelegte Rentenzahlung.

Grundfähigkeitsversicherung

Der wichtigste Bestandteil einer Existenzschutzversicherung ist die sogenannte Grundfähigkeitsversicherung. Hier lassen sich gegenüber einer normalen Berufsunfähigkeitsversicherung Kosten sparen und Risikoausschlüsse vermeiden, wenn ein körperlich anstrengender Beruf ausgeübt wird oder Vorerkrankungen zu berücksichtigen sind. Während die Berufsunfähigkeitsversicherung auf Berufsunfähigkeit durch eine beliebige Krankheit, einen Unfall oder durch Kräfteverfall abstellt, hängt die Leistung dieser Komponente in der Existenzversicherung vom Verlust bestimmter Grundfähigkeit wie Gehen, Stehen, Heben (motorische Grundfähigkeiten), Sehen, Hören usw. ab. Je nach Vertrag reicht bereits der Verlust einer Grundfähigkeit, oder es müssen mehrere Beeinträchtigungen zusammenkommen. Viele Verträge haben den Nachteil, dass psychische Ursachen als Auslöser einer Erwerbsunfähigkeit nicht versichert sind. Dabei machen sie mittlerweile den mit Abstand größten Anteil an Leistungsfällen der gesetzlichen Erwerbsunfähigkeitsrente aus. Wenn hier ein Risiko besteht, zum Beispiel in einer Management-Funktion mit hoher Arbeitsbelastung, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll. Alternativ gibt es auch Verträge, die den Verlust der Entscheidungsfähigkeit als Grundfähigkeit definieren.

Dread-Disease-Versicherung

Dread disease bedeute übersetzt so viel wie furchtbare Krankheit oder schlimmes Leiden. Die Dread-Disease-Versicherung stammt ursprünglich aus Südafrika, ist seit einigen Jahren aber auch in Europa verbreitet. Sie ist kalkuliert wie eine Lebensversicherung, leistet aber nicht im Todesfall, sondern bei Diagnose einer schweren Krankheit. Die versicherten Erkrankungen sind in den Versicherungsbedingungen abschließend aufgezählt. Dabei sind zum Beispiel Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, multiple Sklerose und viele mehr.

Unfallversicherung

Weiterhin umfasst die Existenzschutzversicherung Elemente einer klassischen Unfallversicherung. Sie erbringt Leistungen, wenn eine Gesundheitsschädigung durch ein plötzlich von außen und unfreiwillig auf den Körper einwirkendes Ereignis eintritt. Während eine normale private Unfallversicherung bereits ab 1 % Invaliditätsgrad zahlt (zum Beispiel Gebrauchsunfähigkeit des kleinen Fingers), ist der entsprechende Baustein hier auf existenzielle Bedrohungen ausgerichtet. Üblich ist eine Leistung ab 50 % dauerhafter Beeinträchtigung.

Pflegerente

Manche Existenzschutzversicherungen enthalten neben der Berufsunfähigkeitsrente als Einkommensersatz einen Baustein, der eine zusätzliche Rente bei Pflegebedürftigkeit vorsieht. Damit soll die Lücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlich viel höheren Kosten einer ambulanten oder stationären Pflege geschlossen werden. Das Geld ist frei verwendbar. Ein Kostennachweis ist im Unterschied zu einer Pflegekostenversicherung nicht erforderlich. Die Höhe der Rente ist nach Pflegegraden gestaffelt.

Vergleich zwischen Existenzschutzversicherung und anderen Versicherungsarten

Wichtig für das Verständnis der verschiedenen Absicherungsformen sind die Auslöser der Versicherungsleistung. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn der aktuelle Beruf nur noch zu weniger als 50 % ausgeübt werden kann. Ein Verweis auf einen Beruf mit niedrigerem Einkommen oder schlechterem sozialen Status ist nicht zulässig. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente stellt ebenso wie die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung dagegen auf irgendeinen – auch weniger anspruchsvollen und deshalb schlechter bezahlten – Job ab. Die Existenzschutzversicherung versucht einen Mittelweg. Sie versichert unabhängig vom Beruf den Verlust bestimmter Grundfähigkeiten, darüber hinaus den Eintritt schwerer Krankheiten und unfallbedingte Invalidität. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist meist, aber nicht immer die umfassendere Absicherung. Verliert beispielsweise ein Büroangestellter die Fähigkeit zum Gehen, Heben oder das Gehör, macht ihn das vermutlich nicht berufsunfähig. Die Komponente Grundfähigkeiten in der Existenzversicherung würde leisten, eine Berufsunfähigkeitsversicherung aber nicht. Umgekehrt gibt es bei Berufsunfähigkeit durch eine Depression in der Regel kein Geld aus der Existenzversicherung, da weder eine Grundfähigkeit verlorengeht noch eine schwere Krankheit nach den Versicherungsbedingungen vorliegt.

Die Unfallversicherung bleibt sinnvoll

Die Unfallversicherung deckt zwar nur einen kleinen Ausschnitt der Gesundheitsrisiken, hat aber auch neben einer Existenzschutzversicherung ihre Berechtigung. Der Fokus sollte dann aber nicht auf der Arbeitsunfähigkeitsrente liegen, sondern auf einer einmaligen Kapitalzahlung. Die braucht man im Invaliditätsfall, um Kosten für einen Umzug, einen behindertengerechten Umbau oder die Anschaffung eines speziell ausgerüsteten Fahrzeugs zu decken.

Existenzschutzversicherung Test: Das sagt die Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest bzw. Finanztest hat sich zwar nicht explizit mit den noch recht jungen Existenzschutzversicherungen beschäftigt, betont aber gleichwohl die Notwendigkeit einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Verschiedene Formen der Absicherung, die als Komponenten in der Existenzversicherung enthalten sind, wurden deshalb geprüft, zuletzt im Juli 2020. Der Existenzschutzversicherung sehr ähnlich ist der dort behandelte Funktionsinvaliditätsschutz. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass selbst eine gegenüber einer Berufsunfähigkeitsversicherung bzw. Berufsunfähigkeitszusatzversicherung zu einer Lebensversicherung eingeschränkte Deckung immer noch besser ist als gar keine Absicherung.

Braucht man eine Existenzschutzversicherung?

Diese Frage ist nicht mit einem einfachen ja oder nein zu beantworten. Grundsätzlich erweist sich die Existenzschutzversicherung im Test als sinnvolle Zusammenstellung wichtiger Bausteine, die die Zahlung einer Berufsunfähigkeitsrente aus verschiedenen Ursachen absichern. Der direkte Vergleich zwischen einer Berufsunfähigkeitsversicherung bzw. Dienstunfähigkeitsversicherung für Beamte und der Existenzversicherung zeigt weite Überschneidungen, aber auch Unterschiede. Dabei haben die teureren Produkte, wie oben dargestellt, nicht in jedem Fall den größeren Leistungsumfang.

Gut geeignet als Problemlöser

Wer gesund ist und nicht in einem Beruf mit hoher körperlicher Belastung arbeitet, ist mit der kompletten Berufsunfähigkeitsversicherung besser bedient. Zwar mag es Einzelfälle geben, in denen der Verlust einer Grundfähigkeit nicht zur Berufsunfähigkeit führt, der umgekehrte Fall ist aber häufiger. Wird die BU aber nur mit Risikoausschlüssen oder hohen Beitragszuschlägen angeboten, ist die Existenzschutzversicherung eine sinnvolle Alternative. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen bzw. mit stark eingeschränkter Gesundheitsprüfung ist dagegen meist keine gute Wahl. Hier versichern sich Menschen, die berechtigte Sorgen wegen einer Ablehnung ihres Antrags machen. Der Schadenverlauf wird deshalb tendenziell schlechter, der Beitrag also höher kalkuliert sein. Die sogenannte Erwerbsunfähigkeitsversicherung bietet nur eine Ausschnittsdeckung und ist deshalb für die meisten Arbeitnehmer und Selbstständigen nicht empfehlenswert. Sie tritt – wie die gesetzliche Rentenversicherung – nur ein, wenn gar keine Berufsarbeit mehr möglich ist. Damit sichert sie den aktuellen sozialen Status nicht ab.

Versicherungsschutz auch ohne konkreten Beruf

Eine weitere Zielgruppe für die Existenzschutzversicherung sind Menschen, die (noch) keinen Beruf ausüben, zum Beispiel Schüler und Studenten, oder Selbstständige, deren Tätigkeit so vielfältig ist, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Rente die Leistung verweigern könnte.

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