Berufsunfähigkeitsrente beantragen – Tipps für den Antrag auf BU-Rente

  • gesetzliche und private BU-Rente frühzeitig beantragen

  • ärztliche Hilfe bei der Einschätzung der Gesundheit holen

  • Private Absicherung wird dringend empfohlen

BU Online-Vergleichsrechner

Wir empfehlen: Die Berufsunfähigkeitsrente sollte mindestens 70 % Ihres aktuellen Nettoeinkommens betragen.

kostenlos & unverbindlich

Das Wichtigste in Kürze

  • Sowohl die gesetzliche als auch eine private Berufsunfähigkeitsrente sollten möglichst frühzeitig beantragt werden, damit keine Engpässe beim laufenden Einkommen entstehen.
  • Besonders in der Sozialversicherung sind die Ablehnungsquoten hoch. Widerspruchsverfahren und Prozesse kosten Nerven und können sich über Jahre hinziehen.
  • Sachliche, widerspruchsfreie Angaben zum Gesundheitszustand beschleunigen die Bearbeitung und erhöhen die Erfolgswahrscheinlichkeit.
  • Behalten Sie die Hoheit über Ihre Gesundheitsdaten. Gehen Sie vorsichtig um mit der Entbindung Ihrer Ärzte von der Schweigepflicht gegenüber der Versicherung.
  • Holen Sie sich Hilfe bei Ihrem Arzt, den Experten der Sozialverbände oder bei einem Rentenberater.

Inhalt

Jeder Vierte wird im Laufe seines Berufslebens zumindest vorübergehend berufsunfähig. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei der gesetzlichen Rentenversicherung oder einem privaten Versicherungsunternehmen einen Leistungsantrag stellen müssen, ist also relativ hoch. In einer Zeit, in der es Ihnen gesundheitlich ohnehin nicht gut geht, fällt dieser bürokratische Prozess nicht leicht. Ein klarer Fahrplan und gegebenenfalls kompetente externe Hilfe beschleunigen das Verfahren und vermindern das Risiko einer Ablehnung.

Berufsunfähigkeitsrente beantragen – die wichtigsten Tipps

Ein Streit mit der Sozialversicherung oder einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Rente kostet Kraft, Nerven und Zeit. Letzteres ist besonders schlimm, wenn Ihnen das Arbeitseinkommen fehlt. Ein Prozess kann sich über Jahre hinziehen. Halten Sie das durch? Vermeiden Sie Fehler bei der Antragstellung. Die Fallen, in die Sie tappen können, sind bei allen Arten von Arbeitsunfähigkeitsversicherungen mehr oder weniger gleich. Die folgenden Tipps gelten also ebenso für Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen in einer Lebensversicherung, bei einer Dienstunfähigkeitsversicherungen für Beamte sowie für die Sonderformen Grundfähigkeitsversicherung und Existenzschutzversicherung.

Formulare leiten in die Irre

In einem Formular können Sie schwer beurteilen, welche Punkte von zentraler Bedeutung sind. Der vorgegebene Platz in den Antwortzeilen ist nicht unbedingt aussagekräftig. Auch wenn nur zwei oder drei Zeilen vorgesehen sind, kann für Ihren Fall gerade dieser Aspekt besonders wichtig sein. Unterliegen Sie auch nicht dem Irrtum, was nicht gefragt wird, sei unwichtig. Schildern Sie alle Aspekte Ihrer Krankheit, die Ihnen bedeutsam erscheinen. Lassen Sie sich mit ihrem Schicksal nicht in einen Vordruck pressen. Ein weißes Blatt Papier schafft unbegrenzte Möglichkeiten.

Hilfsangebote kritisch prüfen

Hilfen rund um die Feststellung des Gesundheitszustands sind Ihnen vermutlich jederzeit willkommen, wenn Sie selbst angeschlagen sind. Schauen Sie aber bei Angeboten des Versicherers genau hin: Wer steckt dahinter, welches Ziel wird damit verfolgt? Lassen Sie sich nicht am Telefon überrumpeln. Sie haben Bedenkzeit. Äußern Sie sich schriftlich. Ein medizinischer Dienst, der für den Versicherer arbeitet, ist möglicherweise nicht objektiv.

Emotionalität vermeiden

Sie sind in einer Ausnahmesituation – krank und gestresst durch die finanziellen Folgen Ihrer Krankheit. Bleiben Sie trotzdem sachlich. Mit Gefühlsausbrüchen am Telefon oder in Briefen erreichen Sie nichts. Beim Leistungsantrag zählen nur Fakten. Nicht belegbare Aussagen erschüttern nur Ihre Glaubwürdigkeit.

Unterlagen selbst besorgen

Wenn Sie Unterlagen für den Versicherungsträger selbst einreichen, wissen Sie genau, was der Versicherer weiß. Sie vermeiden scheinbare Widersprüche zwischen Informationen aus unterschiedlichen Quellen. Ein Schlüssel zur selbstbestimmten Information ist die Schweigepflichtentbindungserklärung – dazu unten mehr.

Ab wann kann man Berufsunfähigkeitsrente beantragen?

Die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente schließt für Arbeitnehmer an die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber und an die Leistung von Krankengeld durch die Krankenkasse oder den privaten Krankenversicherer an. Krankengeld wird für höchstens 78 Wochen gezahlt. Die Leistung aus der Rentenversicherung kann aber schon früher beginnen, wenn dadurch andere Sozialleistungen eingespart werden. Üblicherweise startet die Rentenzahlung frühestens sieben Monate nach Eintritt der Erwerbsunfähigkeit. Stellen Sie den Antrag dennoch so früh wie möglich – sobald abzusehen ist, dass Sie dauerhaft nicht mehr arbeiten können. Das verhindert Versorgungslücken, falls sich die Bearbeitung hinzieht. Achten Sie aber darauf, ob der Krankengeldanspruch möglicherweise höher ist als die zu erwartende Rente.

Die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung sind in der Regel nur halb so hoch wie das letzte Nettogehalt. Außerdem sind die Hürden, um überhaupt eine Rente zu bekommen, für fast alle Versicherten mittlerweile sehr hoch. Nur wer vor dem 2. Januar 1961 geboren ist, genießt noch einen Bestandsschutz. Deshalb ist in jedem Fall eine private Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll. Auch hier gilt: Stellen Sie den Leistungsantrag, sobald eine Arbeitsunfähigkeit laut ärztlicher Prognose länger andauern wird. Wie lange genau, ergibt sich aus den Versicherungsbedingungen. Günstig für Versicherte ist ein Prognosezeitraum von sechs Monaten. Ist dagegen in den Versicherungsbedingungen nur von „voraussichtlich dauernd“ die Rede, ist die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Rentenzahlung deutlich geringer. Die Rechtsprechung übersetzt die unklare Formulierung mit etwa drei Jahren.

Gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente beantragen

Formulare für den Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente

Die notwendigen Formulare bekommen Sie bei der Rentenversicherung in Papierform oder zum Ausfüllen am Computer als Download im PDF-Format. Leider ist das Bündel ziemlich umfangreich:

VordruckInhalt
R0100Antrag auf Versichertenrente (Rentenantrag)
R0101Erläuterungen zum Antrag auf Versichertenrente
R0210Anlage zum Rentenantrag zur Feststellung der Erwerbsminderung
R0215Selbsteinschätzungsbogen zur Feststellung der Erwerbsminderung
R0240Fragebogen zur Prüfung der Vertrauensschutzregelungen
R0810Meldung zur Krankenversicherung der Rentner (KVdR)
R0811Ergänzungsblatt zur Meldung zur KVdR
R0815Merkblatt zur KVdR und Pflegeversicherung
R0820Antrag auf Zuschuss zur Krankenversicherung nach § 106 SGB VI
R0821Bescheinigung des privaten Krankenversicherungsunternehmens zur Krankenversicherung
F0870Fragebogen wegen Übergang von Schadensersatzansprüchen (bei Unfällen)
R0990Aufstellung über eingereichte bzw. nachzureichende Unterlagen

Manche Vordrucke sind aber jeweils als Alternativen gedacht. Zum Beispiel betreffen die Bögen R0810, R0811 und R0815 nur gesetzlich Krankenversicherte, das Formular R0820 wird von privat Versicherten ausgefüllt.

Hilfe beim Beantragen der Berufsunfähigkeitsrente

Die Ablehnungsquoten für eine Arbeitsunfähigkeitsrente sind hoch. Mehr als die Hälfte der Anträge wird zunächst abgelehnt. Auch nach einem Widerspruch oder einem Verfahren vor einem Sozialgericht erhalten insgesamt nur rund 50 % der Antragsteller eine Rente. Grund sind oft unklare oder mehrdeutige Angaben bei der Antragstellung. Wenn Sie mit den vielen Fragen und Fachausdrücken in den Formularen überfordert sind, lassen Sie sich von einem Mitarbeiter der Rentenversicherung oder einem Versichertenältesten helfen. Kontaktinformationen einschließlich Suche nach Postleitzahl gibt es online bei der Deutschen Rentenversicherung. Diese Dienstleistungen sind kostenlos. Bedenken Sie aber: Hier haben Sie es mit der Rentenversicherung zu tun, also sozusagen mit der Gegenseite. Tipps und Tricks, wie Sie die Eintrittspflicht günstig beeinflussen, bekommen Sie hier nicht. Vor allem die wichtige Selbsteinschätzung Ihrer Gesundheit (Vordruck R0215) sollten Sie besser mit Ihrem Arzt besprechen. Mitglieder der Sozialverbände wie VdK und SoVD können sich beim jeweiligen Verein von Experten beraten lassen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Dienste eines Rentenberaters gegen Honorar in Anspruch zu nehmen.

Private Berufsunfähigkeitsrente beantragen

Auf den ersten Blick scheint es in der privaten Versicherungswirtschaft weniger bürokratisch zuzugehen. Einen Leistungsfall zur Berufsunfähigkeitsversicherung können Sie formlos melden, auch telefonisch oder per E-Mail. Damit ist es aber nicht getan. Der Versicherer benötigt weitere Unterlagen, um seine Eintrittspflicht nach den Vertragsbedingungen zu prüfen. Folgende Informationen wird er bei Ihnen anfordern:

  • Was hat die Berufsunfähigkeit ausgelöst? War es eine Krankheit oder ein Unfall? Wie ist der Krankheitsverlauf, wie hat sich der Unfall ereignet?
  • Wie schätzen Ihre Ärzte den aktuellen Stand Ihrer Gesundheit ein? Welcher Grad einer Berufsunfähigkeit wird diagnostiziert? Wie lange wird die Berufsunfähigkeit voraussichtlich anhalten? Wie ist die weitere Prognose?
  • Welcher Berufstätigkeit gingen Sie nach, als die Erkrankung oder der Unfall eintraten? Mit welchen Belastungen ist dieser Beruf verbunden?

Von den Antworten auf diese Fragen hängt Ihr Anspruch auf Berufsunfähigkeitsrente ab. Nehmen sie sich also Zeit, reden Sie auch mit Ihrem Arzt, bevor Sie dem Versicherer antworten. Die Ablehnungsquoten sind übrigens längst nicht so hoch wie bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Manche Verbraucherschützer raten, zusammen mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung auch gleich eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen. Das ist sicher überzogen. Gute Versicherer kommt auf Leistungsquoten von siebzig bis achtzig Prozent. Die Prozessquote beträgt bei diesen Unternehmen nur ein bis zwei Prozent.

Vorsicht mit der Schweigepflichtentbindungserklärung

Zusammen mit weiteren Unterlagen wird Ihnen Ihr BU-Versicherung auch eine Schweigepflichtentbindungserklärung vorlegen. Mit diesem Wortungetüm ist ein Formular gemeint, auf dem Sie mit Ihrer Unterschrift die behandelnden Ärzte von ihrer Schweigepflicht entbinden. Mit dieser Erlaubnis darf der Versicherer direkt auf Ihren Arzt zugehen und von ihm Informationen anfordern, die zur Beurteilung seiner Leistungspflicht nötig sind.

Niemand wird bestreiten, dass solche Angaben nötig sind, um eine mögliche Berufsunfähigkeit zu beurteilen. Dennoch sollten sie Herr Ihrer Gesundheitsdaten bleiben. Die Versicherer müssen Ihnen zwei Varianten der Erklärung anbieten. Wählen Sie hier die beschränkte Schweigepflichtentbindungserklärung. Gegenüber der umfassenden Version ist das Verfahren zwar aufwendiger, weil der Versicherer Sie vor jeder Anfrage beim Arzt oder Krankenhaus um Erlaubnis bitten muss. Die Bearbeitung wird sich dadurch verzögern. Sie wissen aber genau, welche Ärzte gefragt werden. Damit haben Sie die Chance, vorher mit dem Arzt zu besprechen, welche Informationen er dem Versicherer gibt.

BU-Versicherung Vergleich

Über 50 BU-Tarife im Vergleich! Finden Sie den günstigsten Tarif für Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung.

kostenlos & unverbindlich

Finanzriese GmbH hat 4,89 von 5 Sternen 107 Bewertungen auf ProvenExpert.com